Die Geschichte

Boleslawiec (vor dem Krieg Deutsch Bunzlau) ist die malerische polnische Stadt am Fluss Bóbr. Die Stadt gilt schon jahrhundertelang als wichtiges Zentrum der Keramikherstellung. Diese Produktion von Gefässen, die feuerfest und dicht für Flüssigkeiten sind, wurde dank den Lagerstätten des spezifischen Lehms im Bunzlau-Naumburger Tonbecken entwickelt. Man fördert hier auch den Ton, der für die Glasuren verwendet wird, vor allem für die kräftigen Brauntöne mit dem besonderen Glanz.

Die älteste Erwähnung vom Töpfer aus Boleslawiec im Jahre 1380 befindet sich in den Büchern der Stadt Swidnica (Schweidnitz). Der älteste erhaltene Behälter ist die Flasche aus dem Jahr 1640. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts erscheint die neue, für Boleslawiec charakteristische, „pausbäckige“ Form der Flaschen und Krüge mit der Riffelung und natürlicher Lehmglasur. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts fängt man mit der Produktion der Zierkrüge mit der braunen Lehmglasur und aufgelegtem weißen Dekor. Diese Zierkrüge haben einen Zinndeckel und sind oft mit dem Datum oder mit den Initialen versehen. Neben den Vorratsgefässen werden immer öfter die Tee- und Kaffeekannen, Tassen, Dosen und Tintenfässe hergestellt.

Am Anfang des 19. Jahrhunderts hat Jan Gottlieb Altmann in die Produktion große Veränderungen eingeführt. Es hat sich vor allem um die Verwendung gesundheitlich unschädlicher Glasuren (auf der Feldspatbasis) für die Abdeckung der inneren Behälterteile gehandelt, anstatt der bisherigen Bleierhaltenden. Er hat auch als Erster den weißen Ton, den man bisher nur für die Dekorierung benutzt hat, in der Geschirrherstellung verwendet. Altmann hat viele klassische Formen angefertigt und hat angefangen mit dem Gold und Kobalt zu verzieren. Seine Arbeit wurde im Jahre 1844 auf der Weltausstellung in London mit der Goldmedaille bewertet.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde der weiße Ton in der Produktion schon üblich benutzt. Um den Wettbewerb mit dem Porzellan, das in Europa immer mehr populär war, besser zu bestehen, hat man angefangen die Boleslawiec Keramik mit den farbigen Schwammstempeln zu dekorieren. Die am häufigsten benutzten Muster sind Tupfer, Ringe, Pfauenaugen oder Kleeblätter und die dominierenden Farben Kobaltblau, Grün, Braun und Ockergelb. Diese Verzierungsweise überdauert bis zum zweiten Weltkrieg.

Im Jahre 1897 ist in Bunzlau die Königliche Keramische Fachschule, nach 1922 Staatliche Keramische Fachschule, gegründet worden, was sich später als grundsetzlicher Beitrag zur Entwicklung dieses Industriezweiges im Gebiet erwiesen hat. Zum Direktor ist Dr.Wilhelm Pukall aus Berlin ernannt worden. Die Schule hat außer der Bildungstätigkeit die Einleitung neuer Herstellungsmethoden unterstützt. Diese Neuerungen haben den ganzen Produktionsprozess betroffen. Es hat sich die Zusammensetzung und Verarbeitung der Rohstoffe geändert. Die Produkte sind in die Gipsformen gegossen worden, womit man die Einzelstücke mit den gleichen Abmessungen und perfekter und glatter Oberfläche erreicht hat.  Dank der neuen Ofenkonstruktion hat sich auch der Brandprozess verbessert und sind auch neue Glasuren und Verzierungsweisen entdeckt worden. Am meisten haben sich in die Zusammenarbeit mit der Schule die Betriebe Hugo Reinhold & Co und Julius Paul und Sohn aktiv eingeschaltet, aufgrund deren dann nach dem Krieg die gegenwärtigen Unternehmen entstanden sind. Das Resultat dieser Veränderungen waren die Produkte mit deutlich höherer Qualität, Konkurenzfähigkeit und künstlerischem Wert.

Bis zum Jahr 1939 waren in Bunzlau rund zwanzig Töpfereien, die außer dem Essgeschirr auch die Tonröhren, Behälter für die chemische Industrie oder die architektonischen Elemente produziert haben. Weitere Entwicklung wurde durch den zweiten Weltkrieg, in dem die Stadt teilweise vernichtet wurde und die Töpfereien devastiert wurden, unterbrochen.

Nach dem Krieg ist in den Wiederaufbau der keramischen Industrie Tadeusz Szafran, Professor der Kunstschule in Krakau, berufen worden. Schon im Jahre 1946 wurde im wiedergeöffneten Betrieb Hugo Reinhold & Co der erste Behälter gebrannt und 1949 wurde auch die Produktion im Unternehmen Julius Paul und Sohn, das vor dem Krieg künstlerische Keramik hergestellt hat, wieder aufgenommen.

Aus dem Unternehmen Julius Paul und Sohn entsteht dann ein Jahr später die Genossenschaft „Ceramika Artystyczna“. Die Betreuung für sie haben gleich am Anfang die Künstler übernommen, die an der Akademie der bildenden Künste in Wroclaw tätig waren. Viele Absolventen der Akademie wurden dann später die bedeutenden künstlerischen und leitenden Mitarbeiter in „Ceramika Artystyczna“.

 

 

Falls Sie mehr von der Geschichte des Steinguts  aus Bunzlau erfahrem möchten, besuchen Sie die Seiten des Keramikmuseums: https://cz.muzeum.boleslawiec.pl/